Wärmenetz Saas-Fee

Energiezukunft ist jetzt! Wärmenetz Saas-Fee die Fortsetzung

Nach einem ersten Tieftemperaturnetz, das langsam aber sicher an die Grenzen seiner Kapazität stösst, plant enalpin in Saas-Fee gemeinsam mit der Gemeinde ein neues Hochtemperaturnetz. Wie diese Pläne genau aussehen und welche innovativen Synergien dieses Projekt nutzt, erfahren wir von Gesamtprojektleiter David Gruber.


Das Tieftemperaturnetz in Saas-Fee stösst an seine Grenzen, was heisst das genau?

David Gruber: Das Tieftemperaturnetz speichert die Wärme des Sommers in einem Erdsondenfeld unter dem Parkhaus und gibt diese bei Bedarf, also insbesondere in den kalten Wintermonaten, wieder an die angeschlossenen Gebäude ab. In den Sommermonaten der Jahre 2022 und 2023 haben wir dieses Erdsondenfeld von 90 auf fast 200 Sonden erweitert und können damit rund 11 % der Grossverbraucher in Saas-Fee versorgen. Damit ist nun aber seine maximale Kapazität erreicht – es gibt keinen Platz für weitere Erdsonden. Darum haben wir bereits 2022 angefangen, nach einer Alternative zu suchen.


Wie sieht diese Alternative aus?

David Gruber: Das neue Wärmenetz wird ein Hochtemperaturnetz. Die Zentrale bildet eine Holzschnitzelanlage, in der Schweizer Holzschnitzel als Wärmequelle genutzt werden. Damit werden wir ab 2025 ganze 8,5 GWh Heizenergie produziert können. Die Heizleistung ist mit 4,7 MW vier Mal so hoch wie die des bestehenden Tieftemperaturnetzes. Ein spannendes Projekt, das wir gemeinsam  mit der Gemeinde realisieren, und für das enalpin rund 18 Millionen Franken investiert.


Beide Netze sind auf ihre Art zukunftsweisend und innovativ. Kannst du uns mehr dazu sagen?

David Gruber: Ich denke, das Tieftemperaturnetz mit seinen knapp 200 Erdsondenbohrungen gehört zu den grössten seiner Art im alpinen Raum. Das neue Hochtemperaturnetz ist vor allem darum innovativ, weil es verschiedene Synergien nutzt. So nutzen wir zum Beispiel einen alten, stillgelegten Kraftwerksstollen, um die Wärme von der Zentrale ins Dorf zu leiten – das macht uns beim Bau um einiges schneller und effizienter. Andererseits wird die Wärme, die über den Kamin entweicht, «eingefangen» und zurück ins bestehende Tieftemperaturnetz gespeist. Dank dieser Koppelung gewinnt das Tieftemperaturnetz rund 0,5 GWh Heizenergie und kann seine Leistung um 50 % steigern. So werden beide Netze zusammen 38 % des Wärmebedarfs der Grossverbraucher in Saas-Fee decken können und dazu beitragen, dass der Anteil an Ölheizungen markant gesenkt werden kann. Damit es möglichst wenig Rauchbelästigung gibt, setzen wir zudem ausschliesslich auf Qualitätsbrennstoff, auf die Verbrennung von Abfallholz verzichten wir ganz. Das Rauchgas wird nach aufwendiger Filtrierung und Abgaswaschung über eine Entschwadungsanlage und die Kamine abgegeben. Letztere reduziert die sichtbare Dampffahne je nach Aussenlufttemperatur teilweise oder sogar vollständig.


Macht ein Wärmenetz in Saas-Fee mehr Sinn als anderswo?

David Gruber: Spätestens ab 2030 dürfen Öl- und Gasheizungen nur noch im Ausnahmefall installiert werden. Und zwar nicht nur in neuen Häusern, sondern auch in bestehenden. Darum macht es immer Sinn, auf ein Heizsystem umzusatteln, das mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Wärmenetze machen vor allem Sinn, wenn eine bestehende Wärmequelle genutzt werden kann – also zum Beispiel die Abwärme einer Kehrichtverbrennungsanlage oder einer Fabrik. Dies ist in Saas-Fee nicht  der Fall, wir müssen die Wärme erzeugen. Und dennoch ist ein Wärmenetz in Saas-Fee sehr sinnvoll, weil es dafür sorgt, dass nicht jede Einwohnerin und jeder Einwohner selbst nach einer Lösung suchen muss, um von elektrischer oder fossiler Energie wegzukommen. Das ist hier oben nämlich gar nicht so einfach: Saas-Fee liegt auf 1‘800 m.ü.M. – auf dieser Höhe machen Luft-Wasser- Wärmepumpen wenig Sinn, sie sind hier weniger effizient als in tieferen Lagen. Im Hochwinter verbraucht eine entsprechende Pumpe viel zu viel Strom, um Wärme zu erzeugen. Natürlich könnten alle eine eigene Pellet- oder Holzschnitzelanlage installieren. Das heisst aber auch, dass sich alle um den Transport und die Lagerung des Brennstoffs kümmern müssen, um die Entsorgung der Asche usw. Darum ist es sehr sinnvoll, sich zusammenzuschliessen und all dies an einem zentralen Ort zu sammeln. Unsere Zentrale steht am Dorfeingang und ist verkehrstechnisch gut erreichbar.


Wann kann das neue Wärmenetz die Saaserinnen und Saaser mit nachhaltiger Wärme versorgen?

David Gruber: Das Baugesuch wurde am 17. März 2023 publiziert und wir sind in engem Austausch mit den zuständigen kantonalen Behörden. Wir planen den Baustart im Jahr 2024 und im Jahr 2025 sollen die ersten Anschlüsse mit der Wärme des Hochtemperaturnetzes versorgt werden. Zuerst wird der Dorfkern angeschlossen, da er am dichtesten besiedelt ist und die Wärme hier so am effizientesten genutzt werden kann.