Energiezukunft ist jetzt! Hochalpine Solaranlagen
Die Geschehnisse im Winter 2022 haben die Welt – und ganz besonders die Energiewelt – ganz schön durchgeschüttelt. Spätestens seither ist klar: Die Schweiz muss in Energiefragen unabhängiger werden und die Produktion erneuerbarer Energien gerade im Winter ausbauen. Welchen Beitrag hochalpine Solaranlagen zur Energieversorgung der Zukunft leisten können und inwiefern sich enalpin daran beteiligt, berichtet Diego Pfammatter.
Warum sind hochalpine Solaranlagen ein gutes Mittel, damit die Schweiz im Energiebereich unabhängiger wird?
Diego Pfammatter: Es geht hier ja vor allem darum, im Winter unabhängiger, bzw. weniger abhängig vom Ausland zu werden – im Sommer haben wir genug Energie. Im Winter aber haben wir zu wenig Produktion. Und genau hier kommen die hochalpinen Solaranlagen ins Spiel. Sie liefern nämlich im Gegensatz zu Solaranlagen im Tal oder iner Üsserschwiz auch im Winter noch reichlich Energie. In den Alpen scheint die Sonne öfter und die Sonneneinstrahlung ist intensiver als im Unterland. Durch Reflexion des Sonnenlichts im Schnee profitieren wir zudem vom Albedo-Effekt. Und da die Solarpanels bei tiefen Temperaturen besser arbeiten, kann mit hochalpinen Anlagen durchschnittlich über ein Jahr gesehen bis zu 70 % mehr Energie produziert werden als im Mittelland. Und fast 50 % dieser Energie liefern sie im Winter.
Erfahren die hochalpinen Solaranlagen deshalb so viel politische Unterstützung?
Diego Pfammatter: Ich denke, dies ist mit ein Grund. Ein weiterer Grund liegt sicher darin, dass diese Projekte im Vergleich mit anderen aus heutiger Sicht relativ schnell realisierbar sind. Obwohl die Bewilligungsverfahren nicht ohne sind, kann eine hochalpine Solaranlage in ein bis zwei Jahren stehen. Eine Staumauer zu erhöhen dauert hingegen Jahrzehnte. Im Oberwallis laufen zurzeit zahlreiche
Im Oberwallis laufen zurzeit zahlreiche Projekte im Bereich der hochalpinen Solaranlagen. An welchen Projekten ist enalpin beteiligt?
Diego Pfammatter: enalpin ist bei vier Projekten dabei: Im Projekt Vispertal Solar arbeiten wir mit den Gemeinden Eisten, Embd, Törbel, Saas-Balen und Saas-Allmagell, der FMV, anderen Schweizer Energiepartnern und der regionalen Industrie zusammen. Am Projekt Gries Solar sind die Gemeinde Obergoms und die FMV beteiligt. Hohsaas gehen wir gemeinsam mit der Gemeinde Saas-Grund und der FMV an und die Solaranlage auf dem Gebidem mit der Gemeinde Visperterminen und der FMV.
Die verschiedenen Projekte sind unterschiedlich vorangeschritten, doch gr ndsätzlich machen alle die gleichen Etappen durch. Zuerst müssen die Standorte in verschiedenen Machbarkeitsstudien auf Ausrichtung und Sonneneinstrahlung, Geologie, Naturgefahren, Umweltverträglichkeit und vieles mehr geprüft werden. Anschliessend stellen wir die Projekte und die Resultate aus den Vorstudien an den Urversammlungen und Burgerversammlungen der beteiligten Gemeinden vor – und wenn die Mehrheit in den Versammlungen uns unterstützt, können wir die Projekte finalisieren und die Baugesuche zum Einreichen vorbereiten. An diesem Punkt standen wir zum Beispiel mit dem Projekt Vispertal Solar Ende 2023.
Gemeinsam mit den Projektpartnern leistet ihr hier Pionierarbeit – vor welchen Herausforderungen stehen die hochalpinen Solaranlagen?
Diego Pfammatter: Was wir hier machen, hat vorher wohl noch niemand gemacht. Es gibt in Europa keine Erfahrungswerte für Solaranlagen in hochalpinem Gebirge, da leisten wir schon ein wenig Pionierarbeit. Von der Unterkonstruktion der Solaranlagen hin zum Abtransport der produzierten Energie in die Täler und die dafür benötigte Netzkapazität gilt es alles neu zu denken, zu kreieren und zu testen.
Und das alles unter hohem Zeitdruck, denn der Solarexpress setzt hohe Ansprüche an die Vergabe der Subventionen: Wer Unterstützung vom Bund will, muss bis Ende 2025 mit mindestens 10 % der im Endausbau vorgesehenen Leistung am Netz sein.
Hochalpine Solaranlagen kosten etwa vier Mal so viel wie eine konventionelle Anlage auf einem Hausdach. Und natürlich investieren auch wir in die hochalpinen Projekte – wir teilen uns zum Beispiel unter den Projektpartnern (ohne die Gemeinden) die Kosten für die gesamten Vorstudien etc. und rechnen rein bei enalpin mit Investitionen im höheren zweistelligen Millionenbereich. Darum bra chen wir diese Subventionen, um die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen gewährleisten zu können.
Arbeiten deshalb so viele Partner an diesem Projekt mit – um die Finanzierung gemeinsam zu stemmen?
Diego Pfammatter: Um das Ganze gemeinsam zu stemmen! Wie gesagt, Solarprojekte in diesem Rahmen hat noch niemand von uns realisiert. Da braucht es neben sehr viel Geld auch sehr viel Know-how aus den unterschiedlichsten Bereichen. Ich bin sehr froh, dass wir so viele kompetente Partner mit am Tisch haben: die FMV und andere erfahrene Schweizer Energieunternehmen, aber auch Geologen, die PV-Profis von tritec-winsun, Profis aus dem Netzbereich und viele mehr.
Die Projekte sind hochinteressant und genauso herausfordernd: Wir müssen innert kürzester Zeit lernen, mit vielen neuen Partnern aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzuarbeiten. Und gleichzeitig auch darauf achten, dass wir alle Stakeholder und auch die Walliser Bevölkerung genügend informieren und mitnehmen auf diese grosse Reise.
Zu den wichtigsten Stakeholdern gehören die Gemeinden, auf deren Gebiet die hochalpinen Solaranlagen realisiert werden. Was haben sie von diesen Projekten?
Diego Pfammatter: Genau, die Gemeinden sind bei der Realisierung der hochalpinen Solaranlagen fast die wichtigsten Partner für uns, denn ohne sie geht gar nichts. Wir können das Know-how bringen, aber wir brauchen den Rückhalt der Gesellschaft. Darum ist es auch unsere Aufgabe, die Gemeinden abzuholen. Und da haben wir von der enalpin halt schon den grossen Vorteil, dass wir schon seit vielen Jahren mit den Gemeinden zusammenarbeiten, uns sehr gut kennen und uns gegenseitig vertrauen.
Konkret haben die Gemeinden die Möglichkeit, sich aktiv an ihrer Energieversorgung zu beteiligen. Zum Beispiel, indem sie sich an der Gesellschaft, die die hochalpinen Solaranlagen schlussendlich betreibt, beteiligen und so auch Strom aus der Anlage beziehen. Und dadurch, dass sie uns die Böden für die Erstellung der Solaranlagen im Baurecht zur Verfügung stellen, erhalten sie zudem einen jährlichen Baurechtszins, was für die Walliser Berggemeinden sicher eine willkommene Einnahmequelle darstellt.

Ihr Ansprechpartner Diego Pfammatter
Diego Pfammatter
ist Leiter Produktion bei enalpin und seit 25 Jahren im Unternehmen tätig. Er begleitet das Projekt Vispertal Solar als Projektleiter. Privat ist er verheiratet mit Nicole, spielt Tennis und Curling und liebt es zu reisen.