Energie im Wandel
Flexibilität als Schlüssel für eine zukunftsfähige
Energieversorgung

Die Energiewelt befindet sich im Wandel. Mit dem Ziel der Dekarbonisierung setzen Gesellschaft und Wirtschaft zunehmend auf erneuerbare Energien – und damit schreitet die Elektrifizierung in vielen Lebensbereichen voran. Welche Herausforderungen dieser steigende Verbrauch und eine zunehmend dezentrale, wetterabhängige Energieproduktion für enalpin mit sich bringen, erklärt Benjamin Jordan, Leiter Engineering im Bereich Produktion.

Der Wandel der Energiewelt weg von den fossilen hin zu erneuerbaren Energien bringt viele Herausforderungen mit sich. Eine davon ist die Stabilität unseres Stromnetzes, die von allen Akteuren in der Energiewelt von den Produzenten bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern ein grosses Umdenken und vor allem viel Flexibilität verlangen wird. Warum ist die Stabilität des Stromnetzes so wichtig?
Benjamin Jordan: Wie der Mensch hat auch das Stromnetz einen Puls, bei dem es sich, sehr umgangssprachlich gesprochen, wohl fühlt und stabil ist. Dieser liegt bei einer Frequenz von 50 Hertz. Wird mehr Strom eingespeist, als verbraucht wird, liegt die Frequenz höher, wird weniger eingespeist, als verbraucht wird, liegt die Frequenz tiefer. Beides ist nicht gut: Viele elektrische Geräte und Maschinen sind auf genau 50 Hertz ausgelegt. Eine Abweichung kann ihre Funktion beeinträchtigen oder sie sogar beschädigen. Und auch das Stromnetz selbst riskiert Schäden, denn auch die Transformatoren sind auf eine stabile Frequenz von 50 Hertz ausgelegt. Abweichungen können zu Überhitzung führen, Isolationsmaterial beschädigen oder mechanische Belastungen erhöhen, was langfristig zu Ausfällen bis hin zum Blackout führen kann. Darum sorgt die Schweizer Netzbetreiberin Swissgrid dafür, dass diese 50 Hertz – um genau zu sein müssen es immer zwischen 49,8 und 50,2 Hertz sein, der Spielraum ist sehr klein – eingehalten werden.

Und dieses Gleichgewicht gerät immer mehr unter Druck. Warum ist das so? 
Benjamin Jordan: Wie wir bereits gesehen haben, steigt mit der Dekarbonisierung der Stromverbrauch – zum Beispiel, weil alle auf Elektroautos wechseln, aber auch, weil in der Industrie viele Prozesse auf Strom umsteigen. Das heisst, der Verbrauch steigt. Gleichzeitig wird immer mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere aus Sonnenenergie produziert. In unserem Versorgungsgebiet etwa ist der Anteil an PV-Anlagen im vergangenen Jahr um fast 50 % gestiegen. Diese dezentralen, wetterabhängigen Anlagen erzeugen jedoch oft mehr Strom, als gerade benötigt wird, insbesondere an sonnigen Sommertagen. Dies führt zu unkontrollierbaren Spitzen, die das Netz immer wieder kurzfristig stark belasten können. Ein Gleichgewicht zwischen dem steigenden Verbrauch und vor allem dieser neuen, unkontrollierten Produktionsform zu finden, ist die grosse Herausforderung.

Und wie gehen wir bei enalpin mit dieser Herausforderung um? 
Benjamin Jordan: Indem wir in allen Bereichen, von der Produktion über den Vertrieb bis hin zu den Netzen an flexiblen Lösungen arbeiten, wie wir die Netzstabilität unterstützen können. Dazu gibt es seit Mitte 2024 auch ein sogenanntes enalpin flexteam, eine Arbeitsgruppe mit Expertinnen und Experten aus allen Bereichen. Ziel dieser bereichsübergreifenden Zusammenarbeit ist es, innovative und dennoch pragmatische, möglichst rasch umsetzbare Lösungen zu entwickeln, die einen Beitrag zur Stabilisierung des Netzes leisten können.

Flexibilität durch Speicherung 
Die im Ackersand geplante Batterie wird eine Leistung von rund 8 MW und einen Speicherinhalt von ca. 18 MWh haben. Wir haben uns für eine Lithium-Eisen-Phosphat-Lösung entschieden. Die Batterie wird ca. 20 x 20 Meter gross und ans bestehende 16 kV-Netz angeschlossen. Sie wird damit die grösste Batterie im Wallis. Schweizweit wäre dies aktuell auch eine der grösseren Batterien – wobei mittelfristig wohl wesentlich grössere Batterieanlagen gebaut werden. Geplant sind Investitionen von rund 6 Millionen Franken.

Und, hat das flexteam schon erste Projekte umgesetzt? 
Benjamin Jordan: Wir sind mittendrin! Das erste Projekt, das jetzt umgesetzt wird, ist die Batterie im Ackersand. Ab dem zweiten Quartal 2026 wird sie ans Netz gehen und dabei helfen, die Frequenz stabil zu halten. Sie speichert Strom, wenn zu viel produziert wird, und gibt ihn ab, wenn zu wenig vorhanden ist. Gleichzeitig sammeln wir mit der Batterie wertvolle Erfahrungen, die in Zukunft auch für Unternehmen interessant sein könnten. Denn mit einer eigenen Batterie könnten sie Leistungsspitzen brechen, also kurzfristig hohe Strombedarfe ausgleichen. Das glättet Verbrauchsspitzen, entlastet das Netz und spart Kosten – gerade für die Industrie ein spannender Ansatz. Man könnte sagen, die Batterie wirkt wie ein Puffer: Sie entlastet das Stromnetz und schont gleichzeitig den Geldbeutel.

Das ist ein spannender Ansatz. Wie geht die Arbeit im flexteam der enalpin weiter? 
Benjamin Jordan: Wir sind voller Tatendrang und haben viele weitere Ideen – zum Beispiel in den Bereichen Mobilität, PV-Optimierung und Speicherung bei Wasser. Das Ziel sind immer einfach umsetzbare Lösungen mit grosser Wirkung.

Verwendung von Cookies

Wir verwenden Cookies zur Unterstützung der Benutzerfreundlichkeit und um Inhalte sowie Anzeigen zu personalisieren. Mit dem Browsing dieser Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies verwendet werden. Zur Festlegung Ihrer eigenen Präferenzen und für weitere Informationen wählen Sie bitte die Einstellungen

Mit Hilfe von Cookies stellen wir die bestmögliche Benutzererfahrung für Sie sicher. Sie können entscheiden, welche Cookies wir setzen werden.
Folgende Optionen stehen zur Verfügung: